Infinitiv/Verbalnomen

Funktion und Gebrauch

  • das Georgische kennt eine საწყისი/მასდარ genannte infinite Verbform, die einem Verbalnomen bzw. im Gebrauch dem deutschen Infinitiv weitgehend entspricht
  • dieser Infinitiv ist weniger ein Verb als ein Substantiv (deshalb Verbalnomen)
  • diese Form kann wie ein Objekt eingesetzt und dekliniert werden → ვიწყებ ხატვას. - Ich beginne zu malen. (Ich beginne das Malen).
  • Die meisten Verbalnomen enden auf -ა und werden wie die vokalstämmigen Substantive auf -ა dekliniert
  • Soll das Verbalnomen noch durch ein Objekt ergänzt werden, steht dieses Objekt im Genitiv → ვიწყებ სურათის ხატვას. - Ich beginne das/ein Bild zu malen. (Ich beginne des/eines Bildes Malen.)
  • Das Verbalnomen wird vor allem für Sätze eingesetzt, die im Deutschen mit dem Infinitiv mit zu oder nur mit dem Infinitiv gebildet werden.
  • Das Verbalnomen kann auch mit Postpositionen gekoppelt werden → ხატვის შემდეგ - nach dem Malen
  • Es kann mit und ohne Präverb verwendet werden und drückt dann entsprechend Richtung und/oder Aspekt aus → ვიწყებ წერას. / ვიწყებ გადაწერას. - Ich beginne zu schreiben. / Ich beginne abzuschreiben.
  • Die meisten Verben bilden nur eine Form des Verbalnomens aus, egal ob es sich um Verben, der 1., 2. oder 3. Konjugation handelt. Nur einige Verben der 2. Konjugation, die auf -ები enden, bilden zusätzliche Formen aus. → წყვეტა (ის წყვეტს) - zerstören / წყდომა (ის წყდება) - zerstört werden

Bildung

bei den transitiven Verben der 1. Konjugation ist die Bildung des Verbalnomens ziemlich regelmäßig:

(Präverb) + Verbwurzel + Themazeichen + ა

Dabei ist allerdings zu beachten, dass aus phonetischen Gründen (Synkope)

  • Verben auf -ი dieses -ი verlieren → გზავნი / გზავნა
  • bei Verben auf -ავ oder -ამ der Suffixvokal -ა ausfällt → ხატვა, კერვა
  • bei Verben auf -ავ oder -ამ deren Wurzel auf -ვ endet, ein -ვ ausfällt → წვავ / წვა - braten, verbrennen
  • bei Verben auf -ავ deren Verbwurzel auf ლ, რ oder ნ endet, wird das -ვ vor ლ, რ oder ნ eingeschoben → კლავ / კვლა - töten

Bei den intransitiven Verben der 1. Konjugation (aktive Mittelverben) sowie den Verben der 2. und 3. Konjugation ist die Infinitivbildung uneinheitlich. Diese müssen gelernt werden.

  • So fehlen z.T. eigene Formen, diese werden durch die jeweiligen Substantive ersetzt → თამაში - das Spiel, spielen, das Spielen, სწავლა - das Studium, lernen, das Studieren
  • intransitive Verben auf -ი bilden den Infinitiv meistens mit → Verbwurzel + ილი/ოლა, z.B. ტირილი - weinen, das Weinen
  • es gibt aber auch Bildungen mit → Verbwurzel + ალი/ანი/იალი/ინი/უნი/ული, z.B. კანკალი - zittern, კაკანი - gackern, ტრიალი - drehen, სისინი - zischeln, ჩურჩული - flüstern mit den jeweiligen Substantivierungen
  • einige Verbalnomen werden auch mit Präfix/Suffix gebildet → სი + Verbwurzel + ილ/ულ z.B. სიხარული - freuen, სიცილი - lachen
  • Verben der 2. Konjugation, die auf -ები enden, bilden den Infinitiv z.T. unter Verwendung des Suffix -ომა, das unmittelbar an die Wurzel anschliesst → (Präverb) + Verbwurzel + ომა, z.B. (და-)ჯდომა - sich hinsetzen, (მო-)კვდომა - sterben